Trier

Auf den Spuren der Römer - Ein Tag in der Universitätsstadt Trier

Antike Bauwerke, beeindruckende Aquäduktbrücken und eine uralte Weinkultur - entlang der Mosel tummeln sich zahlreiche historische Zeugnisse, die den bedeutenden Einfluss des Römischen Reichs in unserem Lande widerspiegeln. Eine Stadt steht dabei besonders im Vordergrund. Als viertgrößte Stadt Rheinland-Pfalz nach Mainz, Ludwigshafen am Rhein und Koblenz kann Trier auf eine imposante Historie zurückblicken. Mit dem Sitz der römisch-katholischen Diözese trägt sie bis heute würdevoll den Titel des ältesten Bistums nördlich der Alpen. Sie gilt jährlich als bedeutender Wallfahrtsort besonders an Christi-Himmelfahrt und liegt an einem Jakobsweg in Richtung Santiago de Compostela.

Die Stadt an der Mittelmosel mit rund 110.000 Einwohnern befindet sich circa 130 Kilometer südwestlich von Koblenz, rund 90 Kilometer nordwestlich von Saarbrücken und etwa 12 Kilometer östlich von der luxemburgischen Grenze entfernt. Mit Luxemburg-Stadt, dem französischen Metz und Saarbrücken bildet Trier die “QuattroPole”-Partnerschaft, ein Oberzentrum der Großregion “Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz-Wallonie”. Zusätzlich pflegt sie seit Jahren mit insgesamt neun Partnerstädten, darunter Weimar, Fort Worth (USA) und Xiamen (China) einen intensiven Austausch.

Eine Stadt von Weltrang

Inmitten des Herzens Triers schlummert eine jahrtausendealte Stadtgeschichte, die wohl alle anderen Großstädte in Deutschland jung dagegen aussehen lässt. Schenkt man der Gründungssage Glauben, dann wurde Trier schätzungsweise 1.300 Jahre vor Rom gegründet! Unter der römischen Herrschaft Kaiser Augustus wurde Trier als “Augusta Treverorum” vor über 2.000 Jahren formiert. Damit geht sie würdig als älteste Stadt Deutschlands in die Historie unseres Landes ein. Größte Bedeutung erhielt sie in der Spätantike, als der gesamte Nordwesten des Römischen Reichs von Trier aus regiert wurde. Die in dieser Zeit entstandenen römischen Baudenkmäler zeugen bis heute noch vom damaligen Reichtum der Stadt. Während der Zeit des Römisch-deutschen Reichs wurde Trier der Titel als Hauptstadt des gleichnamigen Kurfürstentums ebenfalls zugetragen. Später im Jahre 1794 fiel Trier an die Franzosen als der Rhein als Ostgrenze und damit als “natürliche Grenze zwischen dem Heiligen Römischen Reich und Frankreich” deklariert wurde. Auch hier trug Trier wieder den Hauptstadttitel des französischen “Departement de la Sarre”. Somit gehörte es auch völkerrechtlich zu Frankreich, sodass die Einwohner Triers ebenfalls die französische Staatsbürgerschaft besaßen. Doch mit dem Wiener Kongress im Jahre 1815 wurde dem ein Ende bereitet. Von den Preußen erobert, war Trier bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges preußisch. Nur kurze Zeit wurde es im Ersten Weltkrieg nochmals von seinen französischen Nachbarn besetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern befreit und stark beschädigt, gehört es seit 1946 zum heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz. Erst im Jahre 1970 erlang die Stadt auch einen weiteren internationalen Ruf. Mit der Eröffnung der Hochschule Trier im Jahre 1966 sowie der Universität Trier, kann sie sich heute stolz als Universitätsstadt bezeichnen. Solch eine eindrucksvolle Geschichte muss natürlich mit allen gefeiert werden. Im Jahre 1984 gab es auch mit dem 2000-jährigen Jubiläum allen Grund dazu. Als wäre Trier nicht schon an historischer Bedeutung reich genug, setzte die Stadt 1993 noch einen drauf. Bei Ausschachtungsarbeiten für eine geplante Tiefgarage, machte man einen Fund von unfassbarem Wert. Seit Jahrtausenden eingegraben in der Trierer Unterwelt, schlummerte ein römischer Schatz mit 2.588 Goldmünzen im Wert von 2,5 Millionen Euro! Neben diesem außergewöhnlich kostbaren Fund, vermachte die Stadt Trier sogar international ihren Namen. Beispielsweise zählen die amerikanischen Städte “New Trier” (Minnesota USA) und “New Trier Township” (Illinois, USA),sowie das in der Kolonialzeit gegründete “New-Trier” (heute: Mloulu, Tansania), zu den Stadtvermächtnissen in der Welt.

Unterwegs nach Trier

Auch wir wollten uns von der beeindruckenden Stadthistorie begeistern lassen und schlugen unsere Fahrt mit dem Auto entlang der Mosel an. Aus Richtung Traben-Trarbach kommend über die B53 dauert die Autofahrt ungefähr anderthalb Stunden. Wer etwas schneller unterwegs sein will, erreicht über die A1 in einer guten Stunde die Stadt. Als Teil des Mosel-Radwegs sowie der internationalen Radwanderroute VeloTour Moselle, steht sie auch für alle Radfans zur Verfügung.

Unterwegs passierten wir zahlreiche, neckische Winzerdörfer, darunter auch den Ort Neumagen-Dhron, welcher selbst den Titel des “ältesten Weindorf Deutschlands” für sich beansprucht. Doch ein imposantes Bauwerk verschlug uns auf der Fahrt den Atem. Über unseren Köpfen bzw. unserem Autodach ragte auf 158 Meter Höhe eine Straßenbrücke der monströsen Art empor. Die Rede ist von der “Hochmoselbrücke” - eine über 1.700 Meter lange Balkenbrücke, welche über das Moseltal die Eifel mit dem Hunsrück verbindet. Zwischen den Winzerstädten Ürzig und Zeltingen-Rachtig führt nun seit November 2019 mit Hilfe von 32.000 Tonnen Stahl die Bundesstraße B50 über das Moseltal. Nach einer Bauzeit von acht Jahren, inklusive dreijähriger Verspätung, wurde das Brückenbau-Projekt für 480 Millionen Euro (!) abgeschlossen. Die “Monsterbrücke” sorgte dabei für erhebliche Aufruhr, denn sie zerstöre nicht nur das Landschaftsbild, sondern sorge auch aufgrund der extrem steilen Weinlagen für eine Rutschflächengefahr. So beeindruckend das Bauwerk über uns da erschien, so unheimlich winzig kamen wir uns aber auch vor und fanden seine Erscheinung im idyllischen Moseltal eher unpassend. Dennoch wagten wir auf dieser imposanten Höhe ebenfalls eine Überfahrt in Richtung Kröv, wurden allerdings von den umgebenden Zäunen entlang des Straßenzugs mit keinem atemberaubenden Blick belohnt.

Je mehr wir uns dem Zentrum Triers näherten, desto quirliger wurde auch der Stadtverkehr. Leider begleitete uns an diesem Tag ein typisches Herbstwetter aus einer dicken, mausgrauen Wolkendecke und trübte den ersten Anblick der Stadt mit seinen Graffiti besprühten Mauern. Über die “Kaiser-Wilhelm-Brücke” fahrend, überquerten wir die Mosel und folgten dem Straßenverlauf in Richtung Innenstadt, da sich das Zentrum auf der östlichen Flussseite befindet.

Kleiner Tipp: Im Parkhaus “Kaufhof Parkhaus” gegenüber von Galeria Kaufhof (Margaretengässchen 5), stellten wir unser Auto nahe der Altstadt ab und erkundeten Trier von hier aus bequem zu Fuß.

Auf den Spuren der Römer, Kaiser und Fürsten

Vom Margaretengässchen aus erblickten wir bereits auf der linken Seite eine ganz besondere Sehenswürdigkeit. Vor uns türmte sich das Wahrzeichen Triers auf - die berühmte “Porta Nigra". Dies bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt so viel wie “Schwarzes Tor” und tatsächlich - der kolossale Bau wirkte bei grauem Herbstwetter auf uns düster und geheimnisvoll. Dabei ist der Name nur auf die dunkle Färbung des aus 7.200 Steinquader bestehenden Sandsteinbaus zurückzuführen, welcher nach all den Jahren allmählich verwittert ist. Die Geschichte dahinter klingt angesichts der Größe gar nicht so spektakulär. Ab dem Jahre 170 n. Chr. diente sie als römisches Stadttor und laut Forschern nur zum Zwecke der Repräsentation. Das Großprojekt “Porta Nigra” wurde zu damaligen Zeiten aufgrund finanzieller Engpässe nie vollendet. Dennoch trotzt sie heute als Verkehrsknotenpunkt am “Porta-Nigra-Platz” allen Wettern und Besucherströmen und zählt zum besterhaltenen römischen Stadttor Deutschlands. Wie die “Porta Nigra” gehören übrigens alle weiteren römischen Baudenkmäler Triers seit 1986 zum UNESCO-Welterbe.

Linker Hand des ehemaligen Stadttors begrüßte uns von Weitem auch schon das nächste bedeutende Denkmal. Als wohl bekanntester Sohn der Stadt Trier wurde der ehemalige Ökonom - Karl Marx - hier in einer beachtlichen Skulptur verewigt. Die Statue wurde 2018 von einem chinesischen Bildhauer als Geschenk des asiatischen Landes auf dem Simeonstiftplatz errichtet. Als Philosoph, Journalist, Politiker und Verfasser von “Das Kapital” schrieb er Geschichte. Für alle Geschichtsliebhaber erinnert Trier an zahlreichen Stationen an den am 05. Mai 1818 geborenen Karl Marx. Wer also gerne auf den Spuren Marx unterwegs sein möchte, entdeckt viel Wissenswertes über die ersten 17 Jahre seines Lebens, die er hier in seiner Geburtsstadt verbrachte. Beispielsweise sein Geburtshaus in der Brückenstraße, sein Gymnasium oder, wo er seine große Liebe kennenlernte. All dies und noch viele weitere sehenswerte Plätze hat die Stadt Trier in einer Vielzahl an Informationstafeln im Stadtzentrum verteilt für ihre Touristen aufbereitet. Doch im ersten Moment wirkten die Straßenverläufe etwas unstrukturiert auf mich. Es kam mir ein wenig vor, wieder im alten Rom unterwegs zu sein.

Dennoch dient die “Porta Nigra” als guter Ausgangspunkt im Trierer Zentrum, um die Innenstadt weiter zu Fuß zu erkunden. Wir folgten der Simeonstraße entlang, welche hauptsächlich aus Einkaufsgeschäften, Cafés und Restaurants besteht, und gelangten auf den zentralen “Hauptmarkt”. Er gilt als eines der größten Plätze der Stadt und bildet heute den historischen Kern. Bereits im Mittelalter herrschte hier geschäftiges Treiben, wo sich die Warenverkäufer, Händler und Marktschreier reihenweise tummelten. Doch der umliegende Anblick aus kunstvollen Fachwerkhäusern mit außergewöhnlichem Fassadenschmuck zog unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich. Häuser im Renaissance-, Klassizismus-, Späthistorismus- und Barockstil strotzen nur so vor Stolz, da sie bis zu zwei Dritteln noch gut erhalten sind. Repräsentative Gebäude, wie zum Beispiel die in rosa und weiß gehaltene “Hauptwache”, das ursprünglich im Neorenaissance-Stil geprägte “Domhotel” oder die “Steipe” mit seiner außergewöhnlichen, vorderen Dachansicht zogen unsere Blicke auf sich. Letztere wurde um 1430 errichtet und nach einer totalen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg detailreich mit ihren Spitzbogenarkaden und den edlen Ritterfiguren wieder aufgebaut. Heute ist es das Repräsentationshaus des Stadtrats von Trier. Auch das kunstvoll verzierte “Rote Haus” mit seinem sagenhaften Gründungsspruch in Gold stach bei unserem Besuch besonders heraus. Im Hintergrund der ziervollen Marktumbauung überragt ein ganz stattliches Gebäude das Stadtbild - die Kirche “St. Gangolf”, welche als die Älteste der Stadt nach dem “Trierer Dom” gilt. Leider ist sie nur durch ein Barocktor vom Markt aus zugänglich und in ihrer vollen Pracht kaum zu bewundern aufgrund der vollständigen Umbauung der Fachwerkhäuser drumherum kaum zu bewundern.

Was allerdings in seiner kompletten Schönheit bestaunt werden kann, ist das in der Mitte des Hauptmarktes thronende “Marktkreuz”. Dieses glänzende Symbol hält tatsächlich eine ehrenvolle Bedeutung inne. Der damalige Erzbischof Heinrich I. stattete den Hauptmarkt im Jahre 958 mit dem Kreuz als sogenanntes Hoheitszeichen aus. Vermutlich handelt es sich hier um das älteste mittelalterliche Marktkreuz Europas! Die nostalgische, römische Säule wurde allerdings auch ab dem frühen Mittelalter im 13. Jahrhundert als Pranger umfunktioniert. Noch heute sind die Löcher der damaligen Ketten zu erkennen. Doch wer bewundernd vor dem Marktkreuz steht, interessiert sich derzeit nur für eine Kopie. Sein Original wird nämlich im “Städtischen Museum Simeonstift” aufbewahrt. Wer linker Hand in Richtung Grabenstraße einbiegt, kommt um einen Abstecher am hübschen “Petrusbrunnen” nicht herum. Das goldverzierte Monument wurde im 16. Jahrhundert vom Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann geschaffen und diente neben seiner ästhetischen Schmuckfunktion auch zur Wasserversorgung in jener Zeit. An seiner Spitze thront der Stadtpatron Petrus, welcher gleichzeitig Namensgeber des Brunnens ist. Unter ihm umgeben ihn die vier Kardinaltugenden - Gerechtigkeit, Stärke, Mäßigkeit und Klugheit -  in Form von weiblichen Skulpturen. Auch die Bewohner der Stadt verehren diesen Brunnen. Alljährlich zum Beginn des Altstadtfestes pflegen die Trierer eine besondere Tradition, denn den Stadtpatron Petrus ziert dann ein schöner Blumenstrauß als Zeichen für gutes Wetter an den Feiertagen.

Unseren Spaziergang setzten wir entlang der Graben- und Brotstraße fort, vorbei an einer riesigen Auswahl an Shoppingmöglichkeiten, kleineren Marktplätzen und Brunnen. Besonders fiel mir dabei der meisterhafte “Handwerkerbrunnen” (Ecke Nagelstraße/ Fahrstraße) auf. Ideal im ehemaligen Handwerkerviertel eingebettet, machte der Künstler Klaus Apel im Jahre 1984 anlässlich des 2000-jährigen Stadtjubiläums, Trier ein beeindruckendes Geschenk. Klaus Apel, der selbst Handwerker war, widmete sich dabei detailgetreu der Kreation von 36 Figuren unterschiedlichster Handwerksberufe, die sich zwischen dem Blattwerk des als Eichenbaum geformten Brunnens verstecken. Neben traditionellen Gewerken wie die Arbeit des Steinmetz, des Schlossers, des Maurers und des Zimmermanns, wanderten unsere Blicke auch zu modernen Berufen wie dem Automechaniker oder dem Fotografen. Im unteren Bereich ziert den säulenartigen Brunnen ein geistreicher Spruch:

“Lehrling ist jedermann / Geselle ist, wer was kann / Meister ist, der was ersann.”

 

Von hier aus wanderten wir zurück und bogen in die schmale Jesuitenstraße ein, vorbei am “Bistumsarchiv Trier”. Hier werden seit jeher sämtliche Amtsschriften und heilige Dokumentationen rund um das katholische Bistum sicher aufbewahrt. Die heiligen Nachlässe sind dabei für alle Interessenten unter Terminvereinbarung einsehbar.

Von der Jesuitenstraße aus gelangt man in Richtung Weberbach. Wer hier kurz vor der Kreuzung in den parallel verlaufenden Park einbiegt, befindet sich wieder auf den Spuren der alten Römer. Was sich hinter dem ziegelroten Mauerwerk verbirgt, kann nur noch ansatzweise erahnt werden. Wo sich heute hauptsächlich nur noch eine ausgedehnte Rasenfläche befindet, residierte eine der größten römischen Thermalanlagen nördlich der Alpen - die “Kaiserthermen”. Das fast 37.000 Quadratmeter große Areal wurde noch vor 300 n. Chr. bebaut aber nie vollendet. Eigentlich diente es als Geschenk Kaiser Konstantins, dem Vater von Konstantin dem Großen, an die Trierer Bischöfe sowie dessen Bevölkerung, doch der Kaiser selbst verlagerte noch vor Bauende seinen Amtssitz nach Byzanz (heutiges Istanbul). Somit wurde die riesige Badeanstalt nie im Ganzen genutzt. Heute erinnern im archäologischen Park nur noch letzte monumentale Überreste und Ruinen an die einst geplante, spätantike, römische Thermalanlage, welche sich seit 1989 unter Denkmalschutz befindet. Zwar erhaschten wir durch die großen Panoramafenster des Museumseingangs ein paar Blicke ins Innere, ersparten uns allerdings das Geschichtsprogramm. Nur eines durften wir im Außenbereich kostenlos bewundern - den “Konstantinfuß”. Der zwei Meter lange, kolossale Fuß ragte neben uns anderthalb Meter in die Höhe. Er gilt weltweit als die exakteste Kopie nach seinem originalen Pendant in Rom.

Weiteren römischen Spuren folgend, überquerten wir gegenüber die Weimarer Allee / Ostallee in Richtung Hermesstraße und bogen in die Olewiger Straße ein. Hinter einem unscheinbaren Parkplatz thront hier seit der Fertigstellung im 2. Jahrhundert n. Chr. ein riesiges “Amphitheater”. Spätestens jetzt fühlt man sich an diesem Ort ins alte Rom zurückversetzt. Das ellipsenförmige Bauwerk befindet sich unterhalb des Petrisbergs und war einst Teil der römischen Stadtmauer, welches auch bis ins 5. Jahrhundert als östliches Stadttor genutzt wurde. Gute 20.000 Schaulustige hatten hier Platz und konnten die blutrünstigen Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen und Hinrichtungen ganz unter dem Motto “Brot & Spiele” live mitverfolgen. Durch seinen Nord-Süd-Ausgang, der von Tieren und Darstellern genutzt wurde, befand es sich zudem in einer perfekten Lage. Heute erinnern nur noch Ruinen und eine freigelegte Grünfläche an das grausame Vergnügungsspektakel in der Antike. Dennoch kann sich das Amphitheater von Trier auf Platz 10 der größten noch erhaltenen römischen Amphitheater der Welt einreihen.

Von hier aus ging es für uns den gleichen Weg wieder zurück in Richtung “Kaiserthermen”. Dieses Mal dehnten wir unseren Spaziergang über die sich angrenzende “Parkwiese am Palastgarten” aus,  stets begleitet von der “Historischen Stadtmauer”. Plötzlich machte sich vor uns ein herzoglicher Garten aus hübsch angelegten Blumenbeeten, Palmen, akkurat gepflegten Rasen (Achtung: Betreten verboten!) und aneinanderreihenden Skulpturen auf, welche  verschiedene Tugenden, Kaiser:innen und griechische Götter symbolisieren. Wir waren im “Palastgarten” südlich des “Kurfürstlichen Palais” angekommen, welches seit dem 20. Jahrhundert öffentlich zugänglich ist. In dieser barocken Parkanlage können Spaziergänger ein wenig verweilen, zum Beispiel auf den zahlreichen Bänken entlang der gepflegten Bepflanzungen oder die Wasserspiele der ziervollen Brunnen beobachten. Für Familien mit Kindern stehen außerdem ein Spielplatz, ein Bolzplatz und ein Boules-Spielfeld zur Verfügung. Inmitten dessen können auch alle Geschichtsinteressierten und Historikerfans das “Landesmuseum Trier” besuchen.

Der Anblick des “Kurfürstlichen Palais” war eine echte Augenweide. Mit seiner typischen weiß-rosa Verkleidung im Renaissance- und Rokokostil und den goldenen Verzierungen ist er ein absoluter Blickfang und löst Schloss-Feeling aus. Doch was stellte dieses herrschaftliche Gebäude eigentlich dar und was verbirgt sich dahinter? Schon ab dem Jahre 1000 wurde der Bau von den Trierer Bischöfen als Burg genutzt. Im 17. und 18. Jahrhundert folgten dann zahlreiche Fürstbischöfe, welche sich das Palais zur Residenz machten. Die Kurfürsten regierten nämlich den Kurstaat Trier und standen dabei dem Erzbistum Trier vor. Nach einer Reihe von Um- und Weiterbauten unter den Anweisungen verschiedener Kurfürsten, wurde sie mal wieder letzten Endes kaum richtig genutzt. Den Kurfürsten wurde es während des Dreißigjährigen Krieges in Trier zu heikel, sodass sie lieber nach Koblenz umzogen. Der Prestigebau blieb aber und wurde nach der Enteignung der Kurfürsten unter Napoleon im 19. und 20. Jahrhundert von französischen und preußischen Truppen als Kaserne umfunktioniert. Diesem Zwecke diente das “Kurfürstliche Palais” auch noch bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, als die Preußen Trier erobert hatten. Allerdings erlitt das prächtige Gebäude im Zweiten Weltkrieg starke Schäden. Nach einer detailreichen Restaurierung beherbergt es nun verschiedene Behörden, unter anderem seit der Jahrtausendwende die “Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD)”, sowie die evangelische Gemeinde, welche teils im Nordflügel des Palais ihren Sitz hat.

Wer genauer hinsieht und das Gebäude umläuft, wird schnell bemerken, dass der überragende, massive, ziegelrote Bau im Hintergrund so gar nicht zum prachtvollen Palais passt. Hier beißen sich die Architekturstile ziemlich. Da das “Kurfürstliche Palais” teilweise auf der Grundfläche des nächsten historischen Bauwerks gebaut wurde, geht es bis heute nahtlos ineinander über. Kaum hatten wir das herrschaftliche Flair verlassen, waren wir schon wieder auf dem Pfad der alten Römer angelangt. Denn hier grenzt unmittelbar die kolossale “Konstantinsbasilika” (Evangelische Kirche zum Erlöser) an. An den Rundbogenfenstern kann man bereits den römischen Baustil gut erkennen. Zu jener Zeit diente sie den römischen Kaisern, welche im 4. Jahrhundert in Trier residierten, als Palastaula und Audienzhalle. Die circa 70 Meter lange Kirche und der sich davor befindende "Konstantinplatz" trägt dabei den allgegenwärtigen Namen in Trier nach Konstantin dem Großen. Doch bei der “Konstantinsbasilika” handelt es sich nicht um eine typische Basilika, sondern eher um eine Saalkirche. Zudem hat die Zeit auch hier ihre Spuren hinterlassen. Mehrmals brannte sie aus oder wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Immer wieder restaurierte man sie, um den Bau als Kirche wieder funktionstüchtig zu machen. Da das Gotteshaus nie katholisch war, wurde sie im Jahre 1856 eingeweiht und der evangelischen Kirchengemeinde “auf ewige Zeiten” übergeben. Aufgrund ihrer heutigen Nutzung als Kirche gilt sie als das älteste genutzte Kirchenhaus Deutschlands.

Wir überquerten den weitläufigen “Konstantinplatz”, kreuzten die Konstantinstraße und bogen an der Ecke Am Breitenstein in die Liebfrauenstraße ein. Hier türmten sich nun die wohl wichtigsten Wahrzeichen Triers vor uns auf. Inmitten des Stadtzentrums begrüßte uns stolz die “Liebfrauenkirche” mit ihrem prunkvollen Westportal und einem detailreichen Sandsteinrelief. Die um das Jahr 1200 erbaute Kirche zählt zu den frühesten Zeugnissen der Gotik in Deutschland und gilt zusammen mit der “Elisabethkirche” im hessischen Marburg als eine der ältesten gotischen Kirchen unseres Landes.

Direkt daneben ruht der erhabene “Trierer Dom” (Hohe Domkirche St. Peter zu Trier am Domfreihof) als größtes Kirchengebäude der Stadt. Sie ist die Mutterkirche des Bistums Trier und gehört mit ihrer abendländischen, sakralen Baukunst zur ältesten Bischofskirche Deutschlands. Über mehrere Jahrhunderte hinweg diente sie als Grabstätte der Trierer Erzbischöfe, deren  Grabmale im Inneren noch heute besucht werden können. Leider erlitt sie im Zweiten Weltkrieg starke Zerstörungen, von denen heute allerdings nichts mehr zu sehen ist. Zahlreiche Besucher und Heilige pilgern zum Dom, wenn die alljährlichen “Internationalen Orgeltage”, Konzerte oder Ausstellungen stattfinden. Wer Glück hat, erspäht auch einen Blick auf den “Trierer Domschatz”, welcher als “Heiliger Rock” bezeichnet wird. Dieser enthält einen “Heiligen Nagel” vom Kreuz Christi, wird allerdings aufgrund vor der Gefahr von Luftangriffen nur selten gezeigt.

Einkehrtipp

Nach so viel Kulturprogramm meldete sich allmählich unser Magen. Wie praktisch, dass wir den Anblick des imposanten Domviertels bei einem leckeren Mittagessen in der gegenüberliegenden  “Weinstube Kesselstatt” noch genießen durften. Trotz des kühleren Herbstwetters nahmen wir auf der gut besuchten und mit Weinreben umrankten Sommerterrasse des Lokals Platz. Dabei ist die Speisekarte der Weinstube abwechslungsreich gestaltet und jahreszeitlich angepasst. Ob Salatvariationen, leckere Suppen, deftige Brotzeiten, Quiches oder regionaltypische Gerichte - hier sollte für jeden Appetit etwas dabei sein. Passend zum Herbst entschieden wir uns für eine wärmende Kartoffel-Kürbissuppe mit Wiener Würstchen sowie einen Bratwurstteller mit Sauerkraut und Bratkartoffeln. Dazu ein trockener Riesling aus dem vielseitigen Weinangebot des Restaurants und schon war unsere Einkehr perfekt.

Hinweis: In der “Weinstube Kesselstatt” gilt Selbstbedienung. Bitte bestellt und bezahlt erst alles an der Theke. Die Speisen werden an den Tisch gebracht.

Nachdem wir gesättigt und zufrieden das Treiben auf dem “Domfreihof” verfolgt hatten, kehrten wir durch die kleine Sternstraße wieder zurück auf den Hauptmarkt, verließen die heiligen römischen Spuren und verabschiedeten uns von der Großstadt Trier an der Mosel.

Weitere Aktivitäten und Ausflugstipps an der Mosel erfahrt ihr hier. 

Eure Julia

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